Verla¨sslichkeit und Vollsta¨ndigkeit (reliability and completeness)
:
Die wesentlichen Informationen sind vollsta¨ndig und aus-
gewogen zu gewa¨hren, d. h., ein integrierter Bericht soll ein aus-
gewogenes Bild der unternehmerischen Fa¨higkeit, kurz-, mittel-
und langfristig Wert zu schaffen, zeichnen. Folglich sind sowohl
positive als auch negative Sachverhalte aufzunehmen. Daru¨ber
hinaus sollte der Bericht natu¨rlich auch die tatsa¨chlichen Ver-
ha¨ltnisse widerspiegeln und frei von wesentlichen Fehlern sein
68
.
Ein verla¨ssliches internes Berichtswesen, das Einbinden von Sta-
keholdern und eine unabha¨ngige Pru¨fung durch Externe werden
im Framework-Entwurf als Faktoren aufgefu¨hrt, die zur Steige-
rung der Verla¨sslichkeit beitragen ko¨nnen
69
. Im Gegensatz zum
Diskussionspapier werden im Framework-Entwurf auch die
Grenzen des Vollsta¨ndigkeitsprinzips aufgezeigt. So obliegt es
z. B. dem Management zu entscheiden, ob die entstehenden
Kosten der Informationsbeschaffung und -aufbereitung, die
Wettbewerbssituation oder die Unzuverla¨ssigkeit von zukunfts-
orientierten Informationen mo¨glicherweise auch gegen eine voll-
sta¨ndige Offenlegung dieser Informationen sprechen ko¨nnten
70
.
Stetigkeit und Vergleichbarkeit (consistency and comparability)
:
Die Inhalte eines integrierten Berichts sollen im Zeitablauf
auf einer stetigen Art und Weise ermittelt und pra¨sentiert wer-
den und so dargestellt sein, dass bzgl. der fu¨r die Wertschaffung
wesentlichen Punkte ein unternehmensu¨bergreifender Vergleich
ermo¨glicht wird
71
. Dabei liegt die Forderung nach Stetigkeit in
der Berichterstattung sehr nahe, stellt sie doch eine entscheiden-
de Voraussetzung eines interperiodischen Vergleichs und einer
Prognoseeignung der gewa¨hrten Daten dar. Die Forderung nach
zwischenbetrieblicher Vergleichbarkeit steht hingegen in einem
konfligierenden Verha¨ltnis zum Grundgedanken des IR, u¨ber
die unternehmensspezifische Wertschaffung („
unique value crea-
tion story
“
72
) aus Sicht des Managements zu berichten und die
extern berichteten Daten aus dem internen Berichts- und Steu-
erungssystem abzuleiten
73
. Dieser Konflikt ist charakteristisch
fu¨r alle prinzipienbasierten Berichtssysteme und wird meist (so
voraussichtlich auch hier) zu Lasten der Vergleichbarkeit gelo¨st.
4. Wesentliche Inhaltselemente
Im Rahmen des Framework-Entwurfs werden die im Diskussi-
onspapier vorgeschlagenen Inhaltselemente (
content elements
)
neu gruppiert
74
und durch ausfu¨hrliche Beschreibungen na¨her
spezifiziert. Es wird darauf hingewiesen, dass diese Inhaltsele-
mente in einem integrierten Bericht nicht in einer festgelegten
Reihenfolge getrennt voneinander abgehandelt werden, sondern
entsprechend der unternehmensspezifischen Beschreibung der
Wertschaffung miteinander verknu¨pft werden sollten
75
. Ein Be-
richt sollte die nachfolgenden Inhalte aufweisen.
Organisationsu¨ berblick und Gescha¨ftsumfeld (organizational over-
view and external environment)
:
Der Berichtleser sollte daru¨ber informiert werden, was das
Unternehmen leistet und unter welchen allgemeinen Bedingun-
gen es arbeitet
76
. Die Beschreibung der Organisation soll u. a.
Aussagen zu den Zielen, Visionen und moralischen Werten, zur
Eigentu¨merstruktur, der Wettbewerbssituation, den Haupt-
gescha¨ftsaktivita¨ten, Produkten und Dienstleistungen enthalten
und mit zusa¨tzlichen quantitativen Informationen (z. B. Mit-
arbeiterzahl und Umsa¨tze) untermauert werden. Bei den Aus-
fu¨hrungen zum rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen, o¨kologi-
schen und politischen Gescha¨ftsumfeld sollte insbesondere auf
dessen Auswirkungen auf die Wertschaffungsfa¨higkeit des Un-
ternehmens eingegangen werden
77
.
Unternehmensfu¨ hrung (governance)
:
Der integrierte Bericht sollte daru¨ber hinaus Auskunft geben,
wie durch die interne Unternehmensstruktur und -fu¨hrung die
Fa¨higkeit des Unternehmens, kurz-, mittel- und langfristig Wert
zu schaffen, verbessert wird
78
. Im Rahmen dieses Inhaltsele-
ments sollten u. a. Angaben zur Fu¨hrungsstruktur, zum leis-
tungsabha¨ngigen Vergu¨tungssystem, zum strategischen Ent-
scheidungsprozess und zur Risikoeinstellung gemacht werden
79
.
Chancen und Risiken (opportunities and risks)
:
Die fu¨r die Wertschaffungsfa¨higkeit des Unternehmens rele-
vanten Chancen und Risiken sollen im integrierten Bericht er-
la¨utert und der entsprechende Umgang mit ihnen aufgezeigt
werden
80
. Dazu sollen sowohl unternehmensinterne als auch -ex-
terne Chancen und Risiken betrachtet werden und eine Ein-
scha¨tzung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der damit verbun-
denen Auswirkungen auf die Wertschaffung des Unternehmens
getroffen werden
81
.
Strategie und Ressourcenverteilung (strategy and resource allocation)
:
Der Bericht soll auch die Frage beantworten: Was will das
Unternehmen schaffen und wie will es diese Ziele erreichen
82
?
Hierbei sollen die kurz-, mittel- und langfristigen Unterneh-
mensziele und die korrespondierenden existierenden bzw. ge-
planten Umsetzungsstrategien samt des auf die verschiedenen
Kapitalien bezogenen Ressourceneinsatzes genannt werden und
angegeben werden, wie der Leistungsfortschritt gemessen
wird
83
.
Gescha¨ftsmodell (business model)
:
Ebenso soll der Bericht Aussagen daru¨ber enthalten, wie fle-
xibel bzw. belastbar das unternehmensspezifische Gescha¨fts-
modell angesichts sich vera¨ndernder Umweltbedingungen ist.
Entsprechend dem grundlegenden Konzept eines Gescha¨fts-
modells ist auf die wichtigsten Inputgro¨ßen, die sich aus unter-
schiedlichen Kapitalien ableiten, die bedeutenden Gescha¨ftsakti-
vita¨ten inklusive Innovationsbedarf und Anpassungsfa¨higkeit,
den produzierten Output (Erzeugnisse bzw. Dienstleistungen
samt den wesentlichen Nebenprodukten und Abfallstoffen) und
dessen interne und externe Auswirkungen auf die Kapitalien
(
outcome
) einzugehen
84
.
Leistung (performance)
:
Im integrierten Bericht soll natu¨rlich auch die Unterneh-
mensleistung beschrieben werden. Dabei ist zum einen auf den
Grad der Realisierung strategischer Ziele und zum anderen auf
68 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 3.30.
69 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 3.31.
70 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 3.38 ff.
71 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 3.48.
72 IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 1.9.
73 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 3.11 und 4.26.
74 Die im Diskussionspapier vorgeschlagenen Inhaltselemente „Gescha¨fts-
umfeld einschließlich Chancen und Risiken“ und „Organisationsu¨berblick
und Gescha¨ftsmodell“ wurden im Konsultationspapier neu geordnet und auf
drei neue Inhaltselemente „Chancen und Risiken“, „Organisationsu¨berblick
und Gescha¨ftsumfeld“ sowie „Gescha¨ftsmodell“ aufgeteilt. Diese Neuord-
nung sollte nicht u¨berinterpretiert werden, da laut IIRC die Inhaltselemente
ohnehin nicht u¨berschneidungsfrei seien und ihre Darstellung im Entwurf
zum IR-Framework nicht als vorgegebene Standardstruktur zu verstehen sei.
75 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.2.
76 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.6.
77 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.8 ff.
78 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.10.
79 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.11.
80 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.13.
81 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.15.
82 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.18.
83 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.19.
84 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 4.22.
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Betriebswirtschaft
DER BETRIEB | Nr. 21 | 24. 5. 2013