DER BETRIEB 25 - page 18

IV. Ziel und Konzeption der Befragung
Um Einsichten in die Wahrnehmung sowie bzgl. der Einscha¨t-
zung der fu¨nf identifizierten, wesentlichen Diskussionspunkte in
der Joint Audit-Debatte zu gewinnen, wurden jeweils zwei Fra-
gen pro Aspekt konzipiert; Tab. 1 gibt diese wieder. Die Fragen
nach der Pru¨fungsqualita¨t beleuchten das pru¨fungsrelevante
Know-how sowie Beanstandungen beim Review der Arbeit des
anderen Abschlusspru¨fers. Bezu¨glich der Pru¨fungskosten zielen
die Fragen auf Mehraufwand hervorgerufen sowohl durch die
notwendige Kommunikation und Koordination mit dem ande-
ren Abschlusspru¨fer als auch durch den Review der Arbeits-
papiere des anderen Abschlusspru¨fers ab. Hinsichtlich der
Marktkonzentration sowie eines systemischen Risikos wird in
den Fragen auf die hypothetische Eignung von Non-Big4-Pru¨-
fungsgesellschaften die Pru¨fung eigensta¨ndig durchzufu¨hren
sowie auf den Wechsel der am Joint Audit beteiligten Ab-
schlusspru¨fer abgestellt. In den Fragen nach der Trittbrettfahrer-
problematik wird die Reduktion des Pru¨fungsaufwands sowie
die absichtliche Einschra¨nkung der Kommunikation themati-
siert. Schließlich widmen sich die Fragen nach den Meinungs-
verschiedenheiten in Bezug auf das zu treffende Pru¨fungsurteil
der Ha¨ufigkeit des Abweichens der Ansichten sowie mo¨glichen
Lo¨sungsansa¨tzen bei derartigen Meinungsverschiedenheiten.
Frage U¨ bergeordneter,
analysierter As-
pekt im Rahmen
der Joint Audit
-Diskussion
Detaillierter Frageinhalt
1 Pru¨fungsqualita¨t Zuwachs an pru¨fungsrelevantem Know-how
durch zwei unabha¨ngige Abschlusspru¨fer
5 Pru¨fungsqualita¨t Ha¨ufigkeit der Beanstandungen aufgrund des
Reviews der Arbeitspapiere des anderen Ab-
schlusspru¨fers
2 Pru¨fungskosten Mehraufwand durch notwendige Kommunika-
tion und Koordination mit dem anderen Ab-
schlusspru¨fer
3 Pru¨fungskosten Mehraufwand durch Review der Arbeitspapiere
des anderen Abschlusspru¨fers
4 Marktstruktur*) Hypothetische Eignung einer Non-Big4-Pru¨-
fungsgesellschaft, die Abschlusspru¨fung allei-
ne durchzufu¨hren
6 Marktstruktur
Ha¨ufigkeit des Wechsels (nach sechs Jahren)
der am Joint Audit beteiligten Abschlusspru¨-
fer
7 Trittbrettfahrer-
problematik
Ha¨ufigkeit der Reduktion des Pru¨fungsaufwan-
des von einem der beteiligten Abschlusspru¨fer
zu Ungunsten des anderen Abschlusspru¨fers
8 Trittbrettfahrer-
problematik
Ha¨ufigkeit der absichtlichen Einschra¨nkung der
Kommunikation unter das erforderliche Maß
9 Meinungsver-
schiedenheiten
Ha¨ufigkeit des Abweichens der Ansichten der
beteiligten Abschlusspru¨fer in Bezug auf das
zu treffende Pru¨fungsurteil
10 Meinungsver-
schiedenheiten
Lo¨sung von Meinungsverschiedenheiten bei ab-
weichenden Ansichten der beteiligten Ab-
schlusspru¨fer in Bezug auf das zu treffende
Pru¨fungsurteil
*): Anmerkung: Die im demographischen Teil des Fragebogens gestellte
Frage zur Klassifizierung der anderen am Joint Audit beteiligten Pru¨-
fungsgesellschaft liefert auch Ergebnisse in Bezug auf den Aspekt Markt-
struktur.
Tab. 1: Analysierte Aspekte im Rahmen der Joint Audit-Diskussion
und zugeho¨rige Frageinhalte
Zur erstmaligen Erlangung von Informationen u¨ber die
Wahrnehmung sowie die Einscha¨tzung der verschiedenen in der
Joint Audit-Diskussion vornehmlich vorgebrachten Aspekte
wurden Berufspraktiker einer großen Pru¨fungsgesellschaft in
Frankreich mittels strukturierter Fragebo¨gen befragt. Diese sind
als ada¨quate Befragungsgruppe zu sehen, da sie langja¨hrige
Erfahrungen mit Joint Audits in einem verpflichtenden Joint
Audit-Regime aufweisen. Allerdings ist einschra¨nkend darauf
hinzuweisen, dass sich die Befragungsteilnehmer lediglich aus
einer beschra¨nkten Anzahl von PwC-Mitarbeitern zusammen-
setzen und somit keine generelle U¨ bertragbarkeit der Ergebnisse
auf sa¨mtliche Interessensgruppen in der Joint Audit-Debatte ge-
wa¨hrleistet ist; vielmehr bilden die Untersuchungsresultate eine
Momentaufnahme einer bestimmten Befragungsgruppe ab. Die
Befragten wurden gebeten, auf einer bipolaren fu¨nfstufigen
Rating-Skala (Likert-Skala) ihre Wahrnehmung bzw. Einscha¨t-
zung in Bezug auf die identifizierten Aspekte im Rahmen der
Joint Audit-Diskussion jeweils auf der Abstufung sehr niedrig
bis sehr hoch bzw. sehr selten bis sehr ha¨ufig anzugeben. Eine
Ausnahme hierzu bildet Frage 10, welche als offene Frage for-
muliert wurde, um nicht bestimmte Lo¨sungsansa¨tze vorzugeben,
sondern ein mo¨glichst breites Meinungsspektrum zu erlangen.
Zudem wurden demographische Angaben zu Alter, Geschlecht,
Berufserfahrung im Allgemeinen und in Bezug auf Joint Audits,
berufssta¨ndische Titel sowie die Kategorisierung der zweiten am
Joint Audit beteiligten Pru¨fungsgesellschaft abgefragt.
Der Fragebogen wurde einem Pre-Test unterzogen. In die-
sem hat ein Experte, ein Partner, der auf einen a¨ußerst großen
Erfahrungsschatz in Bezug auf Abschlusspru¨fungen in Frank-
reich zuru¨ckgreifen kann, den Fragebogen durchgesehen. Da-
durch konnte das Expertenwissen einer der Zielgruppe sehr a¨hn-
lichen bzw. identischen Testperson bei der Fragebogenerstellung
beru¨cksichtigt werden.
V. Ergebnisse der Befragung
1. Umfrageteilnehmer und Ru¨cklaufquote
Der Fragebogen wurde im Februar 2012 zuna¨chst an 27 Per-
sonen, allesamt aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter von PwC
oder deren Vorga¨ngerfirmen, per E-Mail versendet. Die zehn
ausgefu¨llten Fragebo¨gen entsprechen einer ersten Ru¨cklaufquote
von etwa 37%. Außerdem wurde der Fragebogen mit der Bitte
versehen, ihn nach Mo¨glichkeit noch an weitere Personen wei-
terzuleiten, die einen qualifizierten Beitrag zur Umfrage leisten
ko¨nnen. Auf diese Bitte gingen zusa¨tzlich zehn ausgefu¨llte Frage-
bo¨gen ein, was sich in einer angepassten Ru¨cklaufquote (insge-
samt erhaltene Antworten / [selbst angeschriebene Personen + er-
haltene Antworten von nicht selbst angeschriebenen Personen])
von 54% widerspiegelt. Durch die im Fragebogen enthaltene
Bitte der Weitergabe konnte vor allem der Anteil sehr erfahre-
ner Befragungsteilnehmer (Senior Manager oder Partner) erho¨ht
werden.
Die Befragten waren zum Befragungszeitpunkt zwischen 24
und 59 Jahren alt, bei einem Altersdurchschnitt von 40,2 Jahren.
73,7% davon sind ma¨nnlich, 26,3% weiblich. Sie besitzen zwi-
schen zwei und 30 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Wirt-
schaftspru¨fung (Durchschnitt 15,2 Jahre), haben im Mittel bei
sieben verschiedenen Joint Audit-Mandaten mitgearbeitet und
bei durchschnittlich 2,4 davon auch den Pru¨fungsbericht unter-
schrieben. Die an der Studie teilnehmenden Berufspraktiker
weisen somit ein breites Spektrum in Bezug auf Alter, Berufs-
erfahrung im Allgemeinen sowie in Bezug auf Joint Audits auf.
Auch die abgelegten Berufsexamina lassen eine gewisse Varianz
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Betriebswirtschaft
DER BETRIEB | Nr. 25 | 21. 6. 2013
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