– Sonderheft
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BLITZSCHUTZMAßNAHMEN
Blitzschutzsystem haben muss oder
nicht. Hierbei sind mehrere Parameter
zu berücksichtigen. Die Ermittlungen
ergeben eine der Schutzklassen I bis IV.
Es kann sich auch herausstellen, dass die
bauliche Anlage kein Blitzschutzsystem
haben muss, jedoch z. B. Überspannungs-
Schutzgeräte zu installieren sind.
Die Bauordnungen der Länder fordern:
„Bauliche Anlagen, bei denen nach Lage,
Bauart oder Nutzung Blitzeinschlag leicht
eintreten oder zu schweren Folgen füh-
ren kann, sind mit dauernd wirksamen
Blitzschutzanlagen zu versehen.“
Zu diesen baulichen Anlagen zählen
hauptsächlich: „Kirchen, Sportstätten,
Schulen, Museen, Kindergärten, Kran-
kenhäuser, Wohnheime, Sanitätshäuser,
Feuerwehrhäuser, Fernmeldetürme,
Gebäude von Stadt- und Gemeindever-
waltungen, Polizeistationen, Banken,
Justizvollzugsanstalten, Sparkassen,
Autobahntankanlagen, Fernmeldeämter,
Bahnhöfe, Betriebsgebäude der Bundes-
bahn, Betriebsgebäude der Bundespost,
Betriebsgebäude der Flughäfen, explo-
sionsgefährdete und explosivstoffgefähr-
dete Bereiche, Kläranlagen bzw. wasser-
wirtschaftliche Anlagen und weitere
ähnliche Gebäude.“
In der VdS 2010 [7], Seite 4, wird deutlich
darauf hingewiesen, dass deren Anwen-
dung nicht davon entbindet, die Gesetze,
Verordnungen, behördlichen Vorgaben
sowie allgemein anerkannte Regeln der
Technik, z. B. die DIN-Normen und DIN-
VDE-Bestimmungen, zu beachten.
In der DIN EN 62305-3 [3], Abschnitt 4.1,
ist festgelegt, dass die Schutzklasse des
Blitzschutzsystems aufgrund einer Risiko-
bewertung ausgewählt werden muss.
2 SPM-Schutz-
Management
Das SPM-Schutz-Management (ehema-
liges LEMP- oder auch LPMS-Schutz-
Management) wird aus Unkenntnis oft
vergessen und nicht ausgeführt. Erfah-
rungen aus der Praxis bestätigen jedoch,
V. Kopecky,
Aachen
Bei Überprüfungen von Blitzschutz-
systemen werden viele Mängel
festgestellt, die aus Unkenntnis der
Normen [1] bis [6], mangelhaften
Planungen und falscher Kollegiali-
tät mit Bauunternehmen bei den
Fundamenterdern entstehen, so-
wie durch absichtliche Einsparnisse
bei Installationen bis zum Betrug
bei den ausgeführten Arbeiten.
Der Beitrag behandelt oft auftre-
tende Mängel an den Blitzschutz-
systemen – von der Planung bis zur
Abnahme der Arbeiten –, um die
Planer, Installationsfirmen und
Prüfer und auch die Betreiber
darauf hinzuweisen, worauf sie
besonders achten müssen.
1 Abschätzung
der Gefährdung
Bei den Kontrollen ist häufig festzustel-
len, dass die bauliche Anlage nach den
Vorgaben einer falschen Blitzschutzklasse
geschützt ist. Oft ermitteln auch bekann-
te Blitzschutzbaufirmen die Blitzschutz-
klasse nicht nach den Normen, sondern
nur nach VdS 2010 [7] – dieses ist nicht
zulässig.
Noch vor der Planung der Elektroinstal-
lationen, des Potentialausgleichs-Netz-
werks und des Blitzschutzes einer bau-
lichen Anlage ist eine Abschätzung des
Schadensrisikos für die bauliche Anlage
nach den Normen [2][3] mit dem Risiko-
Management durchzuführen. Nach den
Normen wird ermittelt, ob die bauliche
Anlage unabhängig von den Landesbau-
ordnungen oder der VdS 2010 [7] ein
Erfahrungen beim Prüfen
von Blitzschutzsystemen
Autor
Vojtech Kopecky
ist öffentlich bestellter
und vereidigter Sachverständiger der
Handwerkskammer Aachen für EMV und
Blitzschutzsysteme.
Verwendete Begriffe
LP
[engl.: lightning protection] =
Blitzschutz
Vollständiges System für den Schutz
von baulichen Anlagen gegen Blitzaus-
wirkungen – einschließlich ihrer inneren
Systeme, ihres Inhalts sowie von Perso-
nen – das im Allgemeinen aus dem
Blitzschutzsystem (LPS) und den Schutz-
maßnahmen gegen LEMP (SPM) besteht.
LPS
[engl.: lightning protection system]
=
Blitzschutzsystem
Vollständiges System, das zur Verringe-
rung physikalischer Schäden durch di-
rekte Blitzeinschläge angewendet wird,
die an einer baulichen Anlage auftreten
können.
LEMP
[engl.: lightning electromagnetic
impulse] =
elektromagnetischer
Blitzimpuls
Alle elektromagnetischen Auswirkungen
des Blitzstroms, die durch galvanische,
induktive oder kapazitive Kopplung
leitungsgeführte Stoßwellen und elek-
tromagnetische Impulsfelder erzeugen.
LPZ
[engl.: lightning protection zone] =
Blitzschutzzone
Zone, in der die elektro-magnetische
Umgebung hinsichtlich Blitzgefährdung
festgelegt ist.
EB
[engl.: lightning equipotential bon-
ding] =
Blitzschutz-Potentialausgleich
Potentialausgleich von voneinander
getrennten metallenen Teilen mit dem
LPS durch direkten Anschluss oder An-
schluss über Überspannungs-Schutz-
geräte zur Verringerung der durch den
Blitzstrom verursachten Potentialdiffe-
renzen.
SPM
[engl.: surge protection measures]
=
Schutzmaßnahmen gegen LEMP
Maßnahmen zur Verringerung des Risi-
kos von Ausfällen elektrischer und elek-
tronischer Einrichtungen durch LEMP.
SPD
[engl.: surge protective device] =
Überspannungs-Schutzgerät
Gerät, das dazu bestimmt ist, transiente
Überspannungen zu begrenzen und
Stoßströme abzuleiten. Es enthält min-
destens ein nichtlineares Bauelement.