DER BETRIEB | Nr. 23 | 07. 06. 2013
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. Consulting
ter die Kulissen“, unter welchen Bedingungen
die Produkte und Fahrzeuge entstanden sind
– was ebenfalls ein Baustein im Hinblick auf
Nachhaltigkeit ist: Wie viel Material und Ener-
gie wird bei der Herstellung verbraucht? Gäbe
es im Hinblick auf Materialien umweltscho-
nendere Alternativen mit gleichem oder gar
besserem Ergebnis? Diese Fragen zeigen zu-
gleich die Ganzheitlichkeit, mit der man sich
der Fragestellung nähern muss.
… statt greenwashing
Wie immer ist es jedoch die Mischung aus
verschiedenen Faktoren im Unternehmen
selbst, die bestimmt, wie nachhaltig ein
Unternehmen wirklich ist. Insbesondere in
Zeiten unternehmerischer Transparenz ist
es nur eine Frage der Zeit, bis sich die ex-
ternen Stakeholder, aber auch insbesonde-
re die eigenen Mitarbeiter ein Bild von der
wahren Situation machen können – Stich-
wort „greenwashing“.
Vierteiliger Beratungsansatz
Der Verfasser vertritt in diesem Sinne einen
Ansatz, der es erlaubt, in vier Lösungsclus-
tern Antworten auf die Fragen von morgen
zu suchen. Diese vier Bereiche lassen sich
verkürzt als
1) Innovative Technologies: technologische
Ebene
2) Sustainable Products: die Produktebene
3) Sustainable Enterprise Performance: die
operative Ebene
4) Nachhaltige Konzepte: die konzeptionel-
le Ebene
kennzeichnen. Pro Cluster werden Bera-
ter mit unterschiedlichen Branchenerfah-
rungen eingesetzt, die gemeinsam an be-
stimmten Fragestellungen arbeiten und
neue Lösungen suchen. Die Solutions um-
fassen thematische Lösungen bzw. Wissen,
auf das Kunden industrieübergreifend zu-
greifen können. Für den Kunden ergibt sich
daraus der Vorteil, dass er sowohl das Wis-
sen aus der eigenen Branche, aber auch aus
anderen Branchen erhält, die sich mit ähn-
lichen Fragestellungen beschäftigen. Er er-
hält damit „das Beste aus zwei Welten“.
Die Aufgabe der Beratungsunternehmen
von morgen ist aus hier vertretener Sicht,
sowohl den Kunden bei der Erfüllung der
Nachhaltigkeitsbemühungen zu unterstüt-
zen als auch zugleich zusätzliches Wachs-
tum zu generieren. Die nationale Nachhal-
tigkeitsstrategie der Bundesregierung ist
nur ein Aspekt, der zeigt, wie die Agenda in
Sachen Nachhaltigkeit zusehends von der
Politik vorgegeben wird – dem können und
dürfen sich Unternehmen heute gar nicht
mehr entziehen. Standardmaßnahmen auf
dem Weg dahin sind z.B.
• die Optimierung der gesamten Supply
Chain,
• die intensivere Nutzung effizienterer
emissionsreduzierter bzw. emissionsloser
Fahrzeuge oder
• die Energieerzeugung in Eigenregie.
Integration des nachhaltigen
Handelns …
Darüber hinaus lässt sich nachhaltiges Han-
deln noch viel tiefer in die Wertschöpfungs-
kette eines Unternehmens integrieren. Dazu
muss es allerdings über punktuelle Bemühun-
gen in ökologischer, ökonomischer und sozi-
aler Hinsicht hinausgehen. Und genau diese
tiefgehende Verankerung von Nachhaltigkeit
im Unternehmen ist der Weg der Zukunft. Es
bedeutet vor allem, bereits bei der Entwick-
lung von Systemen und Produkten stärker auf
Nachhaltigkeit zu achten. Als Beispiel aus der
aktuellen Arbeit des Verfassers sei hier eine
neue Methode erwähnt, mit der sich systema-
tisch Gewicht, Komplexität und Kosten redu-
zieren lassen (genannt Design To X).
… in die gesamte Wertschöpfungs-
kette
In den vergangenen Jahren war der Bedarf
an nachhaltigen Technologien, Entwick-
lungsmethoden und -tools marktübergrei-
fend eher verhalten. Doch aus dem anfäng-
lichen Nischenthema hat sich inzwischen
eine branchenübergreifende Nachfrage he-
rauskristallisiert: Der permanente Druck
auf Unternehmen, einerseits schneller, bes-
ser und kosteneffizienter zu werden, ande-
rerseits aber auch als „good corporate ci-
tizen“ zu handeln, zwingt die Industrie,
das Thema Sustainability zu priorisieren.
Die Nachfrage nach langfristig ressour-
censchonenden und nachhaltigen Entwick-
lungsmethoden steigt seit geraumer Zeit
spürbar. Der Hintergrund: Der Beginn des
Wertschöpfungsprozesses liegt in der Ent-
wicklung von Systemen, wie z.B. für neue
Flugzeuge, Autos, Hubschrauber oder Ener-
gieerzeugungsanlagen. Wenn diese bereits
nachhaltiger werden, hat dies nennenswer-
te positive Auswirkungen auf alle nachgela-
gerten Bereiche wie z.B. Materialbeschaf-
fung, Testbauten, Fertigung, Service und
Logistik. Dies führt zu einem schonenderen
Einsatz von Wissen und Ressourcen in der
Systementwicklung.
Die Beraterbranche hat sich an dieser
Stelle auf den Weg gemacht. Doch gefragt
sind nicht nur Visionen, sondern auch die
technologische Kompetenz, den Visionen
Taten folgen zu lassen.
Dr. Markus Ross,
Leiter PR und Öffentlichkeitsarbeit
der Altran GmbH & Co. KG