DER BETRIEB 23 - page 15

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DER BETRIEB | Nr. 23 | 07. 06. 2013
. Consulting
Stiftungsberatung für Familien-
unternehmen als Consultingaufgabe
Stiftungsgründungen erleben seit ei-
nigen Jahren schon einen Boom: Wur-
den 1990 noch ca. 180 Stiftungen bun-
desweit gegründet, so geht der Bundes-
verband Deutscher Stiftungen heute von
mehr als 800 Stiftungsgründungen pro
Jahr aus. Neben Privatpersonen bilden
dabei Familienunternehmen den Groß-
teil der Stiftungsgründer ab, die Stif-
tungen als unternehmerisches Instru-
ment und Perspektive u.a. für die Nach-
folgeregelung sehen. Die Vielseitigkeit
der Themen rund um die Stiftungsgrün-
dung stellt mittelständische Unterneh-
mer und deren Berater jedoch vor vielfäl-
tige Herausforderungen.
Stiftungen rücken in den letzten Jahren
zunehmend in den Fokus der öffentlichen
Wahrnehmung. Was in den 50er und 60er
Jahren als Modell der großen Unterneh-
merfamilien wie Krupp und Bosch bekannt
wurde, hat sich nun in Deutschland stark
erweitert und so ist die Stiftungsland-
schaft derzeit bunt und vielfältig wie nie
zuvor.
Stiftungen und Familienunternehmen
Eine Stiftung ist eine rechtsfähige, nicht
verbandsmäßig organisierte Einrichtung,
die einen vom Stifter bestimmten Zweck mit
Hilfe eines dazu gewidmeten Vermögens
dauerhaft fördern soll. Diese Kennzeichen
der Stiftung sind für Unternehmerfamilien
durchaus ambivalent:
• Einerseits bedeutet das Prinzip der dau-
erhaften Förderung zwar Förderung über
das eigene Leben als Stifter hinaus. Um-
fragen zeigen, dass der Großteil der Stif-
ter sicherstellen will, dass das eingesetz-
te Geld für sehr lange Zeit dem gewähl-
ten Zweck zugutekommt. Den Zweck kann
der Stifter selbst bestimmen, er wird in
der Satzung festgelegt und grundsätzlich
nicht geändert, auch nicht nach dem Tod
des Stifters.
• Andererseits widerspricht dies zunächst
dem Gedanken unternehmerischen Han-
delns von Familienunternehmen, der so-
wohl von Traditionen und Kontinuität ge-
prägt ist als auch von Flexibilität und
Schnelligkeit der unternehmerischen Ent-
scheidungen.
Diese zunächst eher gegensätzlichen
Grundgedanken führen oft bereits in den
ersten vorbereitenden Beratungsschritten
zu emotionalen Widersprüchen, die es in-
tensiv mit der Unternehmerfamilie zu disku-
tieren gilt.
Warum Stiftungen gründen?
Familienunternehmen, die Stiftungen er-
richtet haben, verfolgen damit vor allem
folgende wesentliche Ziele:
1. Erhalt von größerem Vermögen auch im
Erbfall
2. Verhinderung von Zerschlagung/Zersplit-
terung des Vermögens
3. Nutzung von steuerlichen Vorteilen
4. Verringerung/Vermeidung von Notver-
käufen zur Finanzierung der Erbschaft-
steuer
5. gesellschaftliche Verantwortung
6. CSR-Aktivitäten (corporate social respon-
sibility)
7. Stiftungsgründung zur Regelung der Un-
ternehmensnachfolge
Mit diesen Zielen beschäftigen sich immer
mehr mittelständische Familienunterneh-
mer. Insbesondere für viele ungelöste Nach-
folgesituationen bietet die Stiftung Pers-
pektiven: Erfolgreiche Familienunterneh-
men haben oft den Wunsch, das Vermögen
zwar in seiner Gesamtheit zu wahren, Ver-
mögen und Unternehmen jedoch so aufzu-
stellen, dass beide Bereiche sicher und pro-
fessionell fortgeführt werden und die Fa-
milie langfristig profitiert. Dabei kann die
Stiftung eine attraktive Lösung sein.
Nicht selten führt jedoch eine schlecht
vorbereitete Stiftungsgründung zu fami-
lieninternen Problemen. Das in die Stif-
tung eingebrachte Vermögen ist künf-
tig nicht mehr für die Familie verfügbar,
weder zur kurzfristigen Nutzung (Sicher-
heiten, Schenkungen, Einbringung ins
Unternehmen) noch langfristig im Erbfall.
Ausschließlich die Erträge stehen zur Ver-
fügung. Insofern ist es ratsam, etwaige
Erben als Stiftungsakteure früh an diesem
Prozess zu beteiligen, um die zu erwarten-
den Konflikte zu vermeiden.
„Insbesondere für viele ungelöste Nachfolgesituationen
bietet die Stiftung Perspektiven. Nicht selten führt jedoch
eine schlecht vorbereitete Stiftungsgründung zu familien-
internen Problemen. “
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