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DER BETRIEB | Nr. 23 | 07. 06. 2013
M 14
. Consulting
Begleitung von Unternehmerfamilien
bei der Stiftungsgründung …
Auch wenn die Vorteile und Gestaltungs-
möglichkeiten von Stiftungen auf den ers-
ten Blick sehr interessant erscheinen, zei-
gen sich in der Praxis jedoch oft Umset-
zungsschwierigkeiten. In der Tab. 1 sind vier
typische Hürden der Stiftungsgründung aus
Unternehmersicht aufgeführt.
Die Vorbereitungen bei Stiftungen im
Rahmen der Vermögensübertragung und
der Unternehmensnachfolge sind von viel-
fältigen Fragestellungen geprägt. Dabei
spielen rechtliche und steuerliche Aspek-
te eine wichtige, aber nachrangige Rolle.
Vordringlich sind die Ziele der Beteiligten
und gleichermaßen die unternehmerischen
Rahmenbedingungen zu klären. Das nach-
folgend skizzierte dreistufige Vorgehen hat
sich in der Begleitung von Unternehmerfa-
milien bewährt.
… in der Beratungspraxis
Oberstes Ziel in Zusammenhang mit der Si-
cherung des Unternehmens muss die Hand-
lungsfähigkeit des Betriebs sein, denn
damit steht und fällt auch die langfristige
Ertragssicherung. Bei der Konkretisierung
der persönlichen und unternehmerischen
Zielsetzungen sind vorrangig folgende Fra-
gen zu klären:
• Welche Ziele möchte der Unternehmer
durch die Stiftung erreichen?
• Was soll mit dem unternehmerischen und
sonstigen Vermögen erreicht werden?
• Wohin sollen die Zuwendungen langfris-
tig fließen?
• Welchen Einfluss möchte der Unternehmer
behalten?
Das liefert die Basis, um zwei Grundsatz-
entscheidungen in der Unternehmerfamilie
treffen zu können:
• Soll das Unternehmen variabler Teil des
gesamten Familienvermögens sein oder
ist es unantastbar, so dass es unter allen
Umständen in der Familie gehalten wer-
den soll?
• Gibt es ein gemeinsames Familieninter-
esse am Unternehmen, das als Basis für
ein gemeinsames Handeln der Familie mit
Blick auf das Unternehmen genutzt wer-
den kann?
Schließlich kann ein Gestaltungskonzept
entwickelt werden. Es liefert die Lösungen
für folgende Problemstellungen:
• Welche Variante der Stiftung ist sinnvoll?
• Welche inhaltlichen Bausteine sind zu er-
arbeiten?
• Welche Institutionen müssen geschaffen
werden?
• Welche Voraussetzungen müssen die Ak-
teure der Stiftung mitbringen und wie ist
dies sicherzustellen?
Fazit: Gestaltungsspielräume unter-
nehmensspezifisch nutzen
Stiftungen bieten Unternehmern einen
hohen Gestaltungsspielraum. Von der Siche-
rung und Wahrung des familiären Gesamt-
vermögens bis zur Zuwendung für Bedürfti-
ge können viele Wünsche und Vorstellungen
festgelegt werden. Die Gestaltung über den
eigenen Tod hinaus hat aber auch ihre Tü-
cken. Die Stiftung bietet also ein breites Be-
tätigungsgeld für Consultants. Zentrale Vo-
raussetzung ist die tiefe Kenntnis über Un-
ternehmen, Familie und Stiftung, um nach-
haltige Lösungen zu erarbeiten.
Dipl.-Kff. Maria Wirtz, Prokuristin der TMS
Unternehmensberatung AG, Stiftungsmana-
gerin (EBS); Prof. Dr. Birgit Felden, Vorstand
TMS Unternehmensberatung AG, Direktorin
des EMF-Instituts der HWR-Berlin
In Heft Nr. 26/27 vom 05. 07. 2013
erscheint das nächste
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spezial
Praxishürde aus Unterneh-
mersicht
Erläuterungen und Empfehlungen aus Beratersicht
(1) Hilfe – mein Vermögen
gehört mir nicht mehr?
Für viele Unternehmer ist dies die größte Hürde. Wer sein Vermögen in
die Stiftung eingebracht hat, kann nicht wie bisher frei darüber verfügen,
weil es nicht mehr in seinem Eigentum ist.
(2) Was ist, wenn ich es mir
doch anders überlege?
Mit der Stiftungsgründung und der Einbringung des Vermögens ist ein
Rückschritt nicht mehr möglich. Deshalb sollte die Vorbereitung gründ-
lich sein. In der Praxis hat sich eine „Probezeit“ bewährt, um zu testen,
ob man mit dem Stiftungsgedanken (auch menschlich) klarkommt, und
um die Zusammenarbeit der Gremien zu „proben“.
(3) Was mache ich, wenn
doch einer aus der
Familie in den Betrieb
einsteigen will?
Hierbei sind die Gremien einzubinden, die Satzung und die gesellschafts-
vertraglichen Regelungen sind abzustimmen. Vor allem zustimmungs-
pflichtige Geschäfte sowie Grundsatzentscheidungen wie Veräußerung
u.Ä. müssen klar geregelt sein.
(4) Was passiert, wenn die
Geschäftsführer sich
selbstständig machen?
Viele Unternehmer haben den verständlichen Wunsch, soweit wie
möglich Einfluss nehmen zu können. Aber nicht alle Entscheidungen von
angestellten Geschäftsführern lassen sich beeinflussen. Eine Mitarbei-
terbeteiligung ist ein interessantes Modell, um kompetente externe
Führungskräfte zu binden.
Tab. 1: Praxishürden bei der Gründung von Stiftungen
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