DER BETRIEB 23 - page 24

Phase 5: Training
Das Training beginnt mit der Erstellung eines Testkonzepts.
Das Testkonzept beinhaltet das grundsa¨tzliche Vorgehen beim
Testen (z. B. welche Gesellschaften werden einbezogen, welche
Fa¨lle, aus welchem Jahr, Umgang mit Fehlern, Umgang mit
notwendigen Anpassungen, eine genaue Zeit- und Ressourcen-
planung). Ha¨ufig werden Trainings in die Testphase inte-
griert, d. h. es wird mit Testfa¨llen der Gesellschaft geschult.
Die Durchfu¨hrung der Trainings starten i. d. R. mit der gene-
rischen Einfu¨hrung in die Anforderungen der Accounting-
Standards. Im Anschluss daran werden fiktive oder reale Fa¨lle
der Gesellschaften in die Tools eingegeben und die Ergebnisse
analysiert.
Die Nutzung der Schnittstellen wird in der gleichen Weise
trainiert. Der Abschlusspru¨fer kann im generischen Bereich be-
ratend unterstu¨tzen. Die Entwicklung des Testkonzepts beglei-
tet der Abschlusspru¨fer mit Hinweisen, die Entscheidungshoheit
u¨ber die Vorgehensweise liegt bei dem Unternehmen.
Phase 6: GoLive und Projektclosing
Fu¨r den GoLive wird ha¨ufig vom einfu¨hrenden Unternehmen
eine pru¨ferische Begleitung durch den Abschlusspru¨fer eingefor-
dert. Dies bezieht sich sowohl auf die U¨ berwachung der Eingabe
von Daten in das Accounting-Tool, als auch auf die pru¨ferische
Analyse der generierten Informationen. Der Abschlusspru¨fer
darf nicht in den Erstellungsprozess eingebunden sein, z. B. fu¨r
die Kalkulation der zu ermittelnden Daten im Jahresabschluss,
noch Mitarbeiter des Unternehmens ersetzen.
Phase 7: Wartung der Software
Aufgrund von A¨ nderungen der Accounting-Standards oder
der Gesetzgebung kommt es immer wieder zu Anpassungen der
Software. Handelt es sich um wesentliche Anpassungen, ist es
i. d. R. erforderlich, die obigen Stufen erneut zu durchlaufen.
Tab. 2 gibt zusammenfassend eine U¨ bersicht u¨ber kritische
Themen bei der Erbringung von Dienstleistungen im Zusam-
menhang mit der Einfu¨hrung von RIS durch den Abschluss-
pru¨fer.
Die Grundsa¨tze zur pru¨fungsbegleitenden Beratung ermo¨g-
lichen zusammenfassend, dass die WPGs in einem bestimmten
Rahmen die Einfu¨hrung und Einrichtung von RIS/FBS beglei-
ten ko¨nnen. Unter den o. g. Punkten wird es ku¨nftig sogar zwin-
gend erforderlich sein, dass der Abschlusspru¨fer projektbeglei-
tend mit einbezogen wird, da die Anzahl dieser Instrumente
analog zur Komplexita¨t der Rechnungslegung und der Nutzung
der zunehmend einfach zu programmierenden Lo¨sungen steigen
wird. Accounting-Tools haben eine erhebliche fachliche Kom-
ponente, die Abschlusspru¨fer werden Mitarbeiter an den Schnitt-
stellen zwischen fachlichen und IT-orientierten Themen ausbil-
den mu¨ssen, um den Anforderungen der Unternehmen gerecht
zu werden.
VI. Ordnungsma¨ßigkeitsanforderungen an die WPG im
Hinblick auf die Entwicklung und Implementierung
von Rechnungslegungsinformationssystemen
1. Inventarisierung der Rechnungslegungsinformations-
systeme
Der erste Schritt zur Herstellung der Ordnungsma¨ßigkeit im
Bereich der RIS einer WPG ist eine Bestandsanalyse. Selbst in
einer mittelsta¨ndischen WPG wird dies nicht trivial sein. Viele
Beratungsprojekte in spezifischen Themen, branchenbezogen,
lassen sich nicht sofort durchschauen. Kleinere Bestandteile von
Beratungsvertra¨gen (z. B. im steuerlichen Bereich) ko¨nnten die
Erstellung von Accounting-Tools beinhalten. Ggf. wurden sie
bei einem Beratungsauftrag erstellt und werden in weiteren Auf-
tra¨gen der WPG „mit vermarktet“.
Tab. 3 auf S. 1257 bietet eine Mo¨glichkeit, Accounting-
Tools anhand von Komplexita¨tsmerkmalen zu identifizieren.
Die U¨ bersicht ist keinesfalls abschließend, sie soll lediglich einen
Hinweis darauf geben, in welcher Weise anhand von Kriterien
analysiert werden kann, ob es sich bei einem Instrument eher
um ein Accounting-Tool handelt oder nicht. Die drei Farben
stehen fu¨r: schwarz (eher kein RIS), grau (genauer zu pru¨fen, ob
RIS) und weiß (mit hoher Wahrscheinlichkeit ein RIS). Die tech-
nischen Lo¨sungen beginnen mit Excel-Sheets. Zunehmend treten
diese aufgrund der einfacheren Erstellung von Web-Applikatio-
nen in der Praxis in den Hintergrund. Vor allem komplexere
Systeme zeichnen sich durch eine Vielzahl von automatisierten
Schnittstellen zu den heute auch ha¨ufig in Web-Applikations-
form vorliegenden Konsolidierungssystemen aus. In vielen Fa¨l-
len hat der Nutzer nicht mehr den Eindruck, dass er ein „Tool“
nutzt, sondern eine konsistente homogene Lo¨sung fu¨r alle
Accounting- und Finanz-Themen.
Muss der Anwender des Accounting-Tools selbst dafu¨r Sorge
tragen, dass er die zugrunde liegenden Daten und Berechnungs-
logiken zutreffend erhebt und einarbeitet, bestehen im Grund-
Phase 1: Entwicklung
des Projekt-
plans, Pro-
jektinitialisie-
rung und Pro-
jekt Kick off
- WP darf nicht Mitglied des Steco oder Projekt-
leiter sein
- Projektplan muss federfu¨hrend durch Mandan-
ten entwickelt sein
- Projektmanagement erfolgt federfu¨hrend durch
Mandanten
- Quality Review des Projektmanagements vom
Mandanten durch WP zula¨ssig
Phase 2: Entwicklung
Fachkonzept
- Gemeinsame Aufarbeitung von fachlichen The-
men mo¨glich (d. h. Abbildung des Accounting
Standards in eienr Logik)
- Individueller Zuschnitt auf das Unternehmen
nicht zula¨ssig (z. B. Logik zur Kategorisierung
finance/operating lease), d. h. Konzept fu¨r
Customizing nicht mo¨glich
Phase 3: Entwicklung
IT-Konzept
- i. d. R. Review durch WP mo¨glich
- Generelle Hinweise des WPs mo¨glich
(z. B. Security Konzept)
Phase 4: Umsetzung
und Testing
- Programmierung der Software/Customizing
Systeme unzula¨ssig
- Testing nur auf genereller Basis mo¨glich
(d. h. Testfa¨lle fiktiv auf Basis des Standards),
kein Testing mit Mandantenzahlen
Phase 5: Training
- Generelles IFRS/HGB-Training mo¨glich
- Keine individuellen Schulungen zur Anwendung
des Systems auf individuelle Mandantenfa¨lle
mo¨glich
- Wiederholung des Vorjahres im System kann
durch WP begleitet werden (Test mit Vorjahres-
zahlen)
Phase 6: Go Live und
Projekt-
closing
- Keine Erstellung zula¨ssig, d. h. keine Eingabe
der Daten, die zur Buchfu¨hrung bzw. Jahres-
abschluss fu¨hren
- Analysearbeiten mo¨glich
Phase 7: Wartung der
Software
- Insbesondere bei wesentlichen A¨ nderungen
gelten alle obigen Ausfu¨hrungen
Tab. 2: Beispielhafte U¨ bersicht u¨ber Problemstellungen bei der Er-
bringung von Dienstleistungen fu¨r Pru¨fungsmandate in Projektpha-
sen
1256
Betriebswirtschaft
DER BETRIEB | Nr. 23 | 7. 6. 2013
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...96
Powered by FlippingBook