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KURS
9 / 2013
PFLEGEFALL DEUTSCHLAND
Großes Wachstumspotenzial
Die Gothaer Krankenversicherung setzt auf neue Zusatzprodukte. Was sie sch davon verspricht, welche Rolle
die Pflegevorsorge im Gesamtkonzept des Unternehmens spielt und wie es um die Zukunft der Privaten Kran-
kenversicherung bestellt ist, erklärt Ralf Gebhardt, Leiter Produktmanagement Krankenversicherung bei der
Gothaer, im Gespräch mit KURS.
KURS: Herr Gebhardt, die Gothaer geht bei den Kranken-
zusatzversicherungen, wie sie selber sagt, mit neuen Tarifen
und Bausteinen in die Offensive. Was beinhalten die und
warum diese Offensive zu dieser Zeit?
Gebhardt:
Die neuen Tarife lassen sich eigentlich in zwei
Bereiche aufgliedern: auf der einen Seite stehen der Tarif
MediMPlus sowie der Tarif MediSafe. Beide unterstreichen,
dass die Gothaer Kranken sich der Kritik, die gegenüber der
PKV geübt wird, stellt. Mit demTarif MediMPlus bieten wir
zielgerichtet verbesserte Leistungen bei Hilfsmitteln oder bei
der Palliativ- und Hospizversorgung an. Dabei ist es uns mit
diesem Baustein gelungen, nicht nur eine Lösung für Neu-
kunden zu schaffen, vielmehr können davon aus immerhin
40 Prozent der bei uns Vollversicherten profitieren. Und das
ganz ohne Gesundheitsfragen. Beim Tarif MediSafe geht es
hingegen darum, die langfristige Bezahlbarkeit der Beiträge
auch im Alter sicherzustellen. Das ist vor allem deshalb not-
wendig, weil die meisten Kunden imAlter über ein niedrige-
res Einkommen verfügen und unter Umständen einen weg-
fallenden Arbeitgeberzuschuss kompensieren müssen. Wir
bieten jetzt die Möglichkeit, heute schon festzulegen, umwie
viel Euro der Beitrag im Alter, also in der Regel ab dem 67.
Lebensjahr, sinken soll. Dieses Ange-
bot gilt übrigens nicht nur für voll-
versicherte Kunden. Auch Inhaber
von Zusatzversicherungen, die sich
für Tarife mit Alterungsrückstellun-
gen entschieden haben, können damit
die Kostenbelastung im Alter erheb-
lich reduzieren – im Extremfall sogar
bis auf Null. Auf der anderen Seite
haben wir das Angebot im Bereich
des immer wichtigeren Ergänzungs-
schutzes gestärkt und das Segment
der Zahnergänzungsversicherung
mit einem Basisprodukt für preisbe-
wusste und einem Premiumprodukt
für leistungsorientierte Kunden abge-
rundet. Ende des Jahres werden wir
zudem das Produktportfolio um ein
Pflegeergänzungsprodukt erweitern.
KURS: Im Wahlkampf spielt das
Thema Private Krankenversicherung
eine beachtliche Rolle. Die Oppo-
sition will eine Bürgerversicherung
einführen. Wäre das das Ende der
Vollversicherung – wären künftig nur
noch Zusatzversicherungen das Geschäftsmodell der priva-
ten Versicherungswirtschaft?
Gebhardt:
Das lässt sich derzeit noch nicht mit Sicherheit
sagen, schließlich differieren die verschiedenen Bürgerversi-
cherungsmodelle sehr stark. Man kann aber sicher sein, dass
bei Realisierung eines der Bürgerversicherungs-Modelle das
Zusatzversicherungsgeschäft an Bedeutung gewinnen würde.
Ich halte es für bemerkenswert, dass mittlerweile selbst einige
der von den Befürwortern einer Bürgerversicherung in Auf-
trag gegebene Studien zu dem Schluss kommen, dass deren
Bürgerversicherung nicht sinnvoll wäre. Einige Studien weisen
sogar nach, dass sich eine Bürgerversicherung beispielsweise
auf die Entwicklung der medizinischen Infrastruktur, auf die
der Lohnnebenkosten oder auch auf die Beschäftigungsent-
wicklung im Gesundheitssektor nachteilig auswirken würde.
KURS: Bei den privaten Zusatzversicherungen kann die
PKV-Branche insgesamt regelmäßig ein schönes Wachstum
verzeichnen. Gilt das auch für die Gothaer und welche An-
gebote werden denn bei Ihnen besonders nachgefragt?
Gebhardt:
Erfreulicherweise gilt das sogar in besonderemMaße
für die Gothaer. Besonders im Segment der betrieblichen Kran-