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9 / 2013
KURS
PFLEGEFALL DEUTSCHLAND
kenversicherung können wir seit Jahren hoheWachstumsraten
verzeichnen und gehören damit zu denmarktführendenAnbie-
tern. Hier haben wir durch die Erweiterung unseres Angebots
im März diesen Jahres um altersunabhängige Beiträge für die
arbeitgeberfinanzierte betriebliche Krankenversicherung einen
weiteren Schritt unternommen, um unsere Position weiter zu
festigen. Aber auch die Nachfrage nach den weiteren Ergän-
zungsversicherungen, vor allem bei der Zahnergänzungsversi-
cherung, nimmt seit einigen Jahren erfreulich zu.
KURS: Welche Bedeutung haben Zusatzversicherungen
überhaupt für den Krankenversicherer der Gothaer?
Gebhardt:
Zusatzversicherungen haben aufgrund des hohen
Wachstumspotenzials sowie in Ergänzung des Leistungskata-
loges einer gesetzlichen Krankenkasse eine hohe Bedeutung
für uns. Deshalb werden wir am Ende 2013 das Portfolio
um ein hochwertiges Pflegeergänzungsprodukt erweitern
und planen auch im folgenden Jahr, die Produktoffensive
in diesem Segment fortzusetzen.
KURS: Aus dem Katalog der Krankenkassen sind imVerlauf
der letzten Jahre immer mehr Leistungen herausgenommen
worden. Was sind aus Ihrer Sicht die gravierendsten Ver-
änderungen, auf die Versicherte mit dem Abschluss einer
Ergänzungsversicherung reagieren sollten?
Gebhardt:
Durch die zahlreichen Gesundheitsreformen der
vergangenen Jahre sind verschiedenste Zuzahlungen vor
allem im Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung
eingeführt worden. So sind zum Beispiel Brillen in der Regel
nicht mehr im Leistungsumfang der GKV enthalten, genauso
wenig wie nicht verschreibungspflichtige Medikamente. Bei
Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln imAllgemeinen wird mittler-
weile immer eine Zuzahlung fällig. Diese Lücken können in
aller Regel durch eine entsprechende ambulante Zusatzversi-
cherung geschlossen werden. Die gravierendsten Einschnitte
aber sind in den Bereichen Zahnersatz und Zahnbehandlung
erfolgt. Hier kann es unter Umständen existenziell wichtig
sein, auf eine gute Ergänzungsversicherung zurückgreifen
zu können.
KURS:Wird sich in der GKV auch angesichts des demografi-
schenWandels der Trend zur Ausdünnung der medizinischen
Leistungen fortsetzen?
Gebhardt:
Richtig ist, dass dieser Trend aufgrund des demo-
grafischen Wandels unausweichlich sein wird. Um die stei-
genden Gesundheitskosten durch eine alternde Bevölkerung
neben der parallel wirkenden medizinischen Inflation auszu-
gleichen, reicht einDrehen an der Beitragsschraube nicht mehr
aus. Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass sich insbesondere
bei Einführung einer Bürgerversicherung bzw. eines einheit-
lichen Krankenversicherungssystems eine deutlich schnellere
Ausdünnung der medizinischen Leistungen beobachten lässt.
KURS: Welche Zusatzversicherungen sollte ein guter Ver-
mittler seinen Kunden besonders ans Herz legen?
Gebhardt:
Das lässt sich pauschal nicht beantworten und hängt
stark von der individuellen Situation des Kunden ab. Dennoch
wird es häufig so sein, dass die Zahnergänzungsversicherung
das erste Produkt derWahl sein dürfte – vor allem,weil hier das
finanzielle Risiko amstärkstenwiegt.Gerade in der Urlaubszeit
spielt auch die Auslandsreisekrankenversicherung eine beson-
ders große Rolle – auch hier kann es schnell im Krankheitsfall
umexistenzgefährdende Summen gehen.Gleichzeitigwird aber
auch dieAbsicherung des Pflegefalls zunehmend wichtig.Auch
sie solltemöglichst früh inAngriff genommenwerden, umeinen
ausreichend hohen Schutz mit günstigen Beiträgen erreichen
zu können. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele
Kunden gerade mit dem Thema
Pflegebedürftigkeit oft viel zu
spät auseinandersetzen und sich
dann eine adäquateAbsicherung
kaum noch leisten können. Ab-
hängig von der individuellen Si-
tuation kann es für den Makler
zudem ratsam sein, demKunden
weitereZusatzbausteine zu emp-
fehlen. So können sich bei der
Gothaer Kranken zum Beispiel
junge, gesunde Kunden durch
den Abschluss eines Optionsta-
rif für rund acht Euro imMonat
alle Versicherungsoptionen für
die Zukunft sichern – und das
sowohl in der Zusatz- als auch
in der Vollversicherung. Kunden mit einem größeren finanzi-
ellen Spielraum werden wiederum Wert auf die bestmögliche
Behandlung imKrankenhaus legen und dafür einen stationären
Zusatzversicherungstarif abschließen.
KURS:Wenn Sie das Pflegefallrisiko erwähnen: Die Sorge, im
Alter ein Pflegefall zu werden, ist bei immer mehr Menschen
inzwischen mit den Händen zu greifen. Die Politik hat mit
dem Pflege-Bahr ein Angebot unterbreitet. Ist das aus Ihrer
Sicht ausreichend?
Gebhardt:
Nein, der Pflege-Bahr ist als wichtiges Signal von
Seiten der Politik zu verstehen – ähnlich wie die Riester-Rente
vor einigen Jahren. Es ist die Aufforderung an alle Bürger,
privat für den Pflegefall vorzusorgen. Allerdings erhebt der
Pflege-Bahr auch gar nicht den Anspruch einer vollum-
fänglichen Absicherung, vielmehr soll er in erster Linie den
Einstieg in die Pflegevorsorge erleichtern. Deshalb richten
wir auch in erster Linie zunächst einmal den Fokus auf die
Entwicklung eines hochwertigen Premium-Pflegeprodukts,
mit dem eine vollumfängliche und bedarfsgerechte Absiche-
rung sichergestellt werden kann. Inwieweit ein PflegeBahr
in einem zweiten Schritt dieses Premiumprodukt ergänzen
wird, werden wir im nächsten Jahr entscheiden.
KURS: Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wird es die
Private Krankenversicherungen in zehn Jahren noch geben?
Gebhardt:
Ich bin davon überzeugt, dass es auch dann noch
eine eigenständige Private Krankenversicherung geben wird,
die neben Ergänzungsprodukten auch Vollversicherungen im
Angebot hat.Wir werden uns aber auch aufVeränderungen ein-
stellenmüssen – und zwar imSinne einer reformiertenDualität.
George Clegg
„Ich bin davon über-
zeugt, dass es auch
künftig eine eigen-
ständige Private
Krankenversiche-
rung geben wird, die
neben Ergänzungs-
produkten auch Voll-
versicherungen im
Angebot hat.“
Ralf Gebhardt