KURS MAGAZIN 08/2013 - page 24

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KURS
8 / 2013
GEFÖRDERTE VORSORGE
kraft, Krankheit, Alter, Pflege, etc., da der Verbund der
Großfamilie nicht mehr als Versorgungsgemeinschaft zur
Verfügung steht.
•Viele Arbeitnehmer haben keine stetige Erwerbsbiographie
mehr, was zu Rentenlücken führen kann. Ursache sind die
veränderten Arbeits- und Umfeldbedingungen.
Für Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt selbst finan-
zieren müssen, bleibt also nichts anderes übrig, als sich ihre
eigene Versorgung aufzubauen – also zu sparen und sich
abzusichern. Anders kann ein bereits erreichter oder ge-
wünschter Lebensstandard nicht aufrechterhalten werden.
• Sparziele müssen definiert werden.
Zunächst sollte man sich darüber im Klaren sein, weshalb
und wofür man spart. Oft sind die Sparziele noch nicht klar
genug (wie viel brauche ich wann und wofür): Ist es das
Geld für die Ausbildung der Enkel, einen sicheren Heimp-
latz im Alter oder den finanziell sorgenfreien Ruhestand?
Die Wünsche sind mannigfaltig und höchst individuell. Sind
die Sparziele ermittelt, kann man unter Berücksichtigung
der verbleibenden Zeit die erforderliche Sparrate ermitteln.
Grundsätzlich gilt für jegliche Geldanlage (das Sparen) das
magische Dreieck: Liquidität – Sicherheit – Rendite:
Die Ziele Liquidität, Sicherheit und Rendite stehen in Kon-
kurrenz zueinander. Alle drei Ziele lassen sich nicht ge-
meinsam erreichen. Daher kommt es auf die Auswahl der
„richtigen“ Produkte zur Erreichung der Sparziele an. Zur
Rendite sei angemerkt: Rendite kostet, und zwar entweder
Sicherheit oder Liquidität. Oder Beides.
• Veranschaulichen Sie den Zinseszinseffekt!
Je früher mit dem Sparen begonnen wird, desto leichter er-
reicht man das Sparziel. Anschaulich zeigt dies die nachfol-
gende Tabelle:
• Setzen Sie nicht alles auf eine Karte.
Das Risiko streuen (diversifizieren): Nach Möglichkeit
sollte nicht nur in eine Anlageform, sondern auch in einen
intelligenten Mix aus verschiedenen Anlageformen inves-
tiert werden.
• Berücksichtigen Sie die Inflation.
Ähnlich wie beim Zinseszinseffekt gilt hier: Viele Menschen
können schlecht abschätzen, wie sich die Höhe der Inflation
über die Jahre hin auswirkt.
Im Allgemeinen bewerten Volkswirte, so auch die Bundes-
bank, eine Inflation von knapp unter zwei Prozent p.a. als
eine „gesunde“ Inflation. Das hat zur Folge, dass langfristig
mit einem Kaufkraftverlust (durch den Anstieg der Preise)
in ebendieser Rate kalkuliert werden sollte.
• Sparziele absichern
Ein wichtiger Punkt sollte auf der Suche nach Rendite
und Förderung (Steuern sparen) nicht aus den Augen
verloren werden: Die Absicherung der Wechselfälle des
Lebens. Konkret die Absicherung des finanziellen Wertes
der eigenen Arbeitskraft in Verbindung mit dem Aufbau
einer adäquaten Altersversorgung und die Versorgung der
Angehörigen.
• Haben Sie Mut zur Beratung.
Gute Vermittler und insbesondere Versicherungsmakler sind
mehr als Produktverkäufer. Ihre Meinung darf (und soll!)
sich daher durchaus vom Mainstream abheben.
Verkaufen beispielsweise die Kollegen grundsätzlich lieber
eine Rürup-Rente mit Berufsunfähigkeitsschutz als eine BU-
Versicherung in der dritten Schicht, sollte Ihr Kunde wis-
sen, dass er bei dieser Konstellation die BU-Leistungen voll
versteuern muss. Wird die Entgeltumwandlung in der bAV
als Allheilmittel dargestellt, sollte auf die Einschränkungen
hingewiesen werden.
Viele Vermittler vergessen die aufgeschobene Rentenversi-
cherung in der dritten Schicht – gleich ob fondsgebunden
oder klassisch. Die auf die Rente anzuwendende Ertragsan-
teilsbesteuerung führt per Saldo nur zur Versteuerung der
Zinserträge aus der Rentenauszahlungsphase. Die Erträge
aus der Zeit vomAbschluss bis zum Rentenbeginn hingegen
bleiben steuerfrei. Vielen Kunden ist gar nicht klar, dass eine
vollkommen flexible Rentenversicherung der dritten Schicht
damit ebenfalls staatlich gefördert ist.
Fazit: Die meisten Kunden wissen einen kompetenten Fi-
nanzberater, der auch die Nachteile der in Frage kommenden
Produkte aktiv thematisiert, zu schätzen. Und dann steht
einem nachhaltigen Vertrauensverhältnis zwischen Vermitt-
ler und Interessenten nichts entgegen.
Der Fachbuchautor und
Versicherungsbetriebswirt (DVA)
Wolfgang Hiemer leitet die Abteilung
Produktkonzeption bei der
deutschen Swiss Life.
Liquidität
Sicherheit
Rendite
3 % Zins p.a. (Zinsgutschrift jeweils am Ende des Jahres)
Betrag
Alter
Spardauer
Schlussalter
ca. Sparleistung
100
15
52
67
146.050
100
20
47
67
120.490
100
30
37
67
79.420
100
40
27
67
48.860
100
50
17
67
26.120
100
55
12
67
17.030
Anhand des Beispiels wird deutlich, dass es sich lohnt, aufgrund des Zinseszinseffekts,
früh mit dem Sparen (der Altersvorsorge) zu beginnen.
Beispiel eines Sparplans mit 100 Euro Monatssparleistung
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