28
KURS
8 / 2013
VERS I CHERUNGEN
Renditewettlauf führt in die Irre
Wird die klassische
Kapital-Rentenversicherung
unter dem Druck der Zinsmärkte zu einem Auslaufmo-
dell? Nein, meint Ralf Berndt, Vertriebsvorstand der Stuttgarter Versicherungen, im Gespräch mit KURS. Als
Vorsorge-Baustein
in der langfristigen Finanzplanung ist sie nach wie vor ein sehr geeignetes Produkt. Das
allerdings entbindet die Lebensversicherer nicht von der Notwendigkeit, mit neuen Produktansätzen auf ver-
änderte Marktbedingungen zu reagieren, räumt Berndt ein.
KURS: Herr Berndt, die Beitragseinnahmen der Lebensversi-
cherer haben 2012 nur minimal zugelegt und auch für 2013
soll keine deutliche Verbesserung in Sicht sein. Gleichzeitig
warnt der GDV vor den negativen Folgen der Niedrigzinsen
für die Altersvorsorge. Macht sich die Zurückhaltung der
Kunden auch bei der Stuttgarter bemerkbar?
Bernd:
Nein, das ist nicht der Fall.Wir konn-
ten schon im vergangenen Jahr im Vorsor-
gegeschäft ein deutliches Beitragsplus von
knapp zwölf Prozent erzielen. Und auch im
ersten Quartal 2013 stiegen die laufenden
Beiträge im Neugeschäft Leben um elf Pro-
zent. Die Beitragssumme legte insgesamt um
16 Prozent zu. In der betrieblichenAltersver-
sorgung verbuchten wir in den ersten drei
Monaten dieses Jahres sogar ein starkes
Beitragswachstum von 25 Prozent.
KURS: Worauf führen Sie diese Erfolgsge-
schichte ursächlich zurück? Eigentlich soll-
ten doch nach Ansicht vieler Experten die
großen und kapitalstarken Versicherer besonders von der
Verunsicherung der Menschen profitieren.
Bernd:
Zunächst einmal sollten wir festhalten, dass schiere
Größe noch nichts über die Finanz- und Leistungsstärke
eines Unternehmens aussagt. Dieser Irrglaube wurde schon
im Energiesektor eindrucksvoll widerlegt. Entscheidend ist
vielmehr, dass ein Versicherungsunternehmen kapitalstark
ist, weil ihm das die Möglichkeit gibt, auch in einem schwan-
kenden Finanzmarkt zukunftssichere Anlagemöglichkeiten
zu nutzen. Wenn Sie die Unternehmensentwicklungen der
Assekuranzen in den Finanzkrisen der vergangenen Jahr-
zehnte analysieren, dann fällt auf, dass vor allem Versiche-
rungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) solche Extremsi-
tuationen erfolgreich gemeistert haben. Was beweist, dass
Effizienz, Kontinuität und eine nachhaltige Strategie für den
langfristigen Unternehmenserfolg weitaus wichtiger sind als
der Maßstab der reinen Größe.
KURS: Wie definieren Sie denn Kapitalstärke und Nach-
haltigkeit?
Berndt:
Um ein Beispiel zu nennen: Wir weisen in unse-
rem Kapitalanlagenportfolio eine Immobilienquote aus, die
doppelt so hoch ist wie der Marktdurchschnitt. Wir sind
außerdem einer der wenigen Versicherer, die noch signifi-
kant in Aktien investiert sind. Zudem sind wir im Bereich
der Infrastrukturinvestitionen zukunftsweisend positioniert.
„In der aktuellen Situation
ist es nicht einfach, den
Menschen jetzt wieder
zu vermitteln, dass lang-
fristige und nachhaltige
Vorsorge und Risikoab-
sicherung sehr viel mehr
bedeutet als das Ringen
um den letzten Rendite-
Prozentpunkt. Genau das
aber müssen wir tun.“