KURS MAGAZIN 08/2013 - page 29

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8 / 2013
KURS
VERS I CHERUNGEN
Deshalb sind unsere Kapitalreserven auch wetterfester, da sie
nicht nur aus Zinspapieren stammen. Von dieser nachhalti-
gen Strategie profitieren unsere Versicherten, die gleichzeitig
auch Miteigentümer der VVaG sind – und genau das macht
den unternehmerischen Erfolg in volatilen Zeiten wie die-
sen aus. Viele Vermittler empfehlen ihren Kunden unsere
Vorsorgeprodukte nämlich deshalb, weil sie von unserer
Kapitalstärke und den damit verbundenen positiven Zu-
kunftsperspektiven überzeugt sind.
KURS: Ist derWettbewerb um den Kunden inzwischen härter
geworden?
Berndt:
Ja, das Ringen um die Gunst der Kunden ist zwi-
schen den Anbietern im Leben-Sektor ausgeprägter denn
je. Man kann schon von einem harten Verdrängungswett-
bewerb sprechen, wie er bereits in der Bankenszene zu
beobachten war. Dort hat sich das Streben nach bloßer
Unternehmensgröße für die Kunden nicht ausgezahlt.
Ebenso negativ wären die Folgen für die Kunden, wenn es
im deutschen Versicherungsmarkt nur noch einige wenige
große Anbieter gäbe. Weniger Angebotsvielfalt bedeutet
nun einmal auch weniger Auswahl für die Nachfrageseite
und wäre darüber hinaus mit der Gefahr von Preisdiktaten
verbunden. Letztlich wirken sich Marktkonzentrationen in
allen Branchen immer zuungunsten der Kunden aus, dessen
sollte man sich bewusst sein.
KURS: Könnte Solvency II als Katalysator für eine solche
Marktkonzentration wirken?
Berndt:
Wenn bei den neuen Eigenka-
pitalvorschriften nach Solvency II alle
Versicherungsunternehmen europaweit,
unabhängig von ihrer Größe und Rechts-
form, über einen Kamm geschoren wür-
den, dann könnte darunter in der Tat
die heutige Angebotsvielfalt leiden. Das
wäre kontraproduktiv.Allerdings glaube
ich, dass in der Politik derzeit ein Um-
denken stattfindet und vertraue letztlich
auf den gesundenMenschenverstand aller Verantwortlichen.
KURS: Die Politik ist zuletzt aber nicht immer freundlich
mit der Versicherungswirtschaft umgesprungen.
Berndt:
Ja, aber da muss sich die Branche zum Teil auch an
die eigene Brust klopfen. Sie hat sich in der Zeit boomender
Finanzmärkte argumentativ auf einen reinen Renditewett-
lauf eingelassen. Dabei wurde vergessen, dass der eigentli-
che Grundgedanke des Versicherungswesens die Absiche-
rung von Lebensrisiken in einem starken Kollektiv ist. Da
wurden Fehler in der Außendarstellung gemacht, die heute
auf uns zurückfallen. Hinzu kommt, dass die öffentliche
Wirkung der – durchaus nicht selbstlosen – Kritik der Ver-
braucherschützer lange Zeit ebenso unterschätzt wurde wie
auch deren Unterstützung von weiten Teilen der Politik. In
der aktuellen Situation ist es nicht einfach, den Menschen
jetzt wieder zu vermitteln, dass langfristige und nachhaltige
Vorsorge und Risikoabsicherung sehr viel mehr bedeutet, als
das Ringen um den letzten Rendite-Prozentpunkt. Genau
das aber müssen wir tun. Nicht nur im eigenen Interesse
sondern auch, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung
gerecht zu werden.
KURS: Warum ist das so schwierig? Eigentlich sollte das
Sicherheitsargument doch gerade bei den Bundesbürgern
auf fruchtbaren Boden fallen?
Berndt:
Wir sollten die Auswirkungen der globalen Krise auf
die Psyche der Menschen nicht unterschätzen. Das Streben
nach mehr Sicherheit ist sicherlich wieder deutlich ausge-
prägter. Dennoch ist ein psychologischerWandel zu beobach-
ten. Der Glaube, dass ein starker Staat alle Probleme, auch
die der Vorsorge, lösen kann, hat deutlich zugenommen.
Diese Erwartung wird im Wahlkampf von der Politik gerne
aufgegriffen und verstärkt. In einer solchen Gemengelage
ist es schwer, die verunsicherten Bürger über die zwingende
Notwendigkeit einer individuell organisierten Vorsorge und
Risikoabsicherung aufzuklären.
KURS: Wird die kapitalgebundene Altersvorsorge, wie von
vielen Kritikern vorausgesagt, tatsächlich zu einem Auslauf-
modell?
Berndt:
Wenn die Phase der Rekord-Niedrigzinsen noch
über einen Zeitraum von zehn Jahren anhalten würde, dann
wäre sowohl für Versicherte als auch für Produktanbieter
dieser Punkt wohl erreicht. Allerdings sollte man beden-
ken, dass die Versicherungen Niedrigzinsphasen auch in der
Vergangenheit immer wieder erfolgreich gemeistert haben
und das privateVorsorgeengagement da-
runter nicht nachhaltig gelitten hat. Alle
Ökonomen gehen davon aus, dass das
Zinsniveau mittelfristig wieder ansteigt.
Damit dürfte auch die klassische Vorsor-
ge mit garantierter Verzinsung weiterhin
attraktiv und wichtig bleiben!
KURS: Und wenn die Krise sich doch als
hartnäckiger erweisen sollte?
Berndt:
Es ist im Leben immer gut, auch
einen Plan B zu haben und sich über neue Formen der pri-
vaten Altersvorsorge Gedanken zu machen.
KURS: Wie es jetzt Mitbewerber mit ihren Konzepten zur
Reduzierung der lebenslangen Garantien und der Stärkung
einer Renditekomponente vorhaben?
Berndt:
Sich über neue Garantiemodelle Gedanken zu ma-
chen, ist sicher kein falscher Weg. Die angelsächsischen An-
sätze beweisen ja, dass eine Altersvorsorge nicht nur über
die Zusage von lebenslangen Garantien funktionieren und
sinnvoll sein kann.
KURS:Wohin gehen dabei die Überlegungen der Stuttgarter?
Berndt:
Auch wir denken an Vorsorgeprodukte mit alterna-
tiven Garantiegestaltungen. Es gibt ja durchaus vorstellbare
Modelle, die einen alternativen Weg zwischen ausschließli-
cher Kapitalbindung und reinen Fondsrenditen gehen. Wir
sind in unseren Überlegungen schon weit vorangekommen
und ich denke, dass wir spätestens 2014 mit Angeboten auf
„Auch wir denken an Vor-
sorgeprodukte mit alter-
nativen Garantiegestal-
tungen. Ich denke, dass
wir spätestens 2014 mit
Angeboten auf den Markt
kommen.“
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