KURS MAGAZIN 08/2013 - page 33

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8 / 2013
KURS
VERS I CHERUNGEN
Noch Nachholbedarf
Versicherungen passen ihre Investmentansätze zwar durch mehr Diversifikation und Absicherungsstrategien
an. Viele haben aber dennoch noch nicht ausreichend auf die Herausforderungen durch niedrige Zinsen, Re-
gulierungs-Änderungen und neue Anforderungen an das Risikomanagement reagiert, heißt es in einer Studie
der Boston Consulting Group (BCG) und der AXA Investment Managers (AXA IM). Darin werden die aus Sicht
der Verfasser großen
Herausforderungen für europäische Versicherungen
aufgezeigt und beschrieben, wie
sie ihre Investmentansätze anpassen.
A
us diesemAnlass wurden die Chief Investment Officers
von fast 30 europäischen Versicherungen mit einem
verwalteten Vermögen von insgesamt drei Billionen
Euro befragt. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel von ihnen
nannten die niedrigen Zinsen als wichtigstes Problem, ge-
folgt von Regulierungsänderungen und komplexen Risiko-
management-Anforderungen. Konjunkturunsicherheit und
die damit verbundene Volatilität der Finanzmärkte beun-
ruhigten weniger dagegen CIOs. Offenbar gewöhnen sich
die Versicherungen an die „neue Normalität“. Was ihnen
aber wirklich Sorgen macht, sind die Aussichten auf an-
haltende politische Interventionen in die Wirtschaft: Fast
30Prozent der Versicherungen bezeichneten sie als ein sehr
großes Problem und fügten hinzu, dass sie aufgrund dieser
Eingriffe weder Prognosen noch Investmententscheidungen
treffen können.
Nach der Studie planen zwar immer mehr CIOs, in alterna-
tive Ertragsquellen zu investieren, um die Folgen des Nied-
rigzinsumfelds zu mindern, doch in der Praxis haben sie ihre
Portfolios bislang nur wenig diversifiziert. Die Mehrzahl
will bis zu zehn Prozent der Portfolien in alternative Asset-
Klassen investieren, doch in der Realität weisen der Studie
zufolge die meisten Portfolios aktuell einen alternativen In-
vestmentanteil von lediglich zwei bis drei Prozent auf.
Für Laurent Seyer, Global Head of Multi-Asset Client So-
lutions bei AXA IM reden die Versicherer zwar über Diver-
sifikation, aber umgesetzt wurde bislang nur wenig. Wegen
der Finanzkrise und aufsichtsrechtlicher Änderungen hielten
die Versicherer an ihren festverzinslichen Wertpapieren fest,
konstatiert Seyer. Seiner Ansicht nach könnten Versicherun-
gen durch Diversifikation aber ihr Risiko-Ertrags-Profil ver-
bessern. Satelliten-Anlagen böten möglicherweise stetigere
Cashflows als börsennotierte Wertpapiere. Das sei wichtig,
weil es auch die nach IFRS erstellten Bilanzen stabilisiere.
Der Umfrage zufolge haben die europäischen Versicherer
auch erkannt, dass sie mit Absicherungsstrategien für mehr
Bilanzstabilität sorgen müssen. 45 Prozent betreibt laut Stu-
die aber derzeit aber noch keine Absicherung und begründet
dies vor allem mit fehlendem eigenen Know-how, mangeln-
den Ressourcen und einer unzureichenden Infrastruktur. Dies
werfe die Frage auf, wie sie die Volatilität ihrer Bilanzen
unter Kontrolle bringen wollen, wenn IFRS 4 und Solvency II
in den nächsten Jahren in Kraft treten, stellen deshalb die
Studienautoren fest.
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