Elektro Praktiker - Sonderheft Blitz- und Überspannungsschutz - page 40

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– Sonderheft
BLITZSCHUTZMAßNAHMEN
Nachrüstungen erfordern in solchen
Fällen einen zusätzlichen Sicherheits-
nachweis.
3 Sicherheitsnachweis
auch mit
Schutzschaltungen
Der Sicherheitsnachweis bezüglich des
Überspannungsschutzes muss beeinfluss-
te und unbeeinflusste Fälle abdecken.
Dabei werden nicht nur bestimmungsge-
mäß arbeitende Überspannungs-Schutz-
einrichtungen betrachtet, sondern
auch deren Verhalten bei Ausfall oder
bei beliebigen Fehlern innerhalb der
Schutzbeschaltung. Hier sind Kurz-
schlüsse oder Erdschlüsse der Ableiter
relevant.
Bei der Erdschlussbetrachtung von Ablei-
tern sind LST-Systeme sowohl ohne als
auch mit anlagenseitigem Erdschluss zu
bewerten. Außerdem muss ein möglicher
Verbrauch von Leistung innerhalb der
Schutzschaltung auf Signalbeeinflussun-
gen untersucht werden. Bei der Unter-
suchung beeinflusster Fälle sind
]
nicht nur direkte oder indirekte Blitz-
einwirkungen, sondern auch
]
induktive Beeinflussungen durch Fahr-
ströme oder durch Kurzschlussströme
in Oberleitungen oder Schienen
in Betracht zu ziehen. Auch galvanische
Beeinflussungen aus Potentialtrichtern
bei Blitzeinwirkungen müssen beachtet
werden.
4 Ausblick
Überspannungs-Schutzschaltungen sind
in alle Schnittstellen einzubauen, sofern
die betroffenen Systeme die Gebäude-
grenzen von elektronischen Stellwerken
durchschneiden. Auch in ältere Bestands-
anlagen oder in ältere Stellwerkstechni-
ken können Überspannungs-Schutzkon-
zepte bereichsübergreifend eingebracht
werden. Ein an die jeweilige Stellwerks-
technik angepasstes Schutzschaltungs-
Design ermöglicht den Sicherheitsnach-
weis. Im direkten Dialog mit erfahrenen
Herstellern von Blitz- und Überspannungs-
Schutzgeräten können signal- und schnitt-
stellengerechte Konzepte erarbeitet und
umgesetzt werden. Eine konsequent die
verschiedenen Bereiche übergreifende
Zusammenarbeit bei Planung, Errichtung
und Prüfung sowie beim Betrieb erhöhen
langfristig die Systemverfügbarkeit von
elektronischen Stellwerken.
Historisch gewachsene Grenzen der Zu-
sammenarbeit sollten der Vergangenheit
angehören. DB Netz, DB Projektbau,
Ingenieurbüros, Eisenbahn-Bundesamt
(EBA), Hersteller, Errichter, VDE- und
VDI-Fachausschüsse und alle weiteren
Beteiligten sollten sich gemeinsam dieser
Thematik annehmen.
Literatur
[1] Deutsche Bahn Richtlinie 819.0808:2006-
05 Blitz- und Überspannungsschutz von
LST-Anlagen.
[2] Deutsche Bahn Richtlinie 819.0808, Anhang
3: 2006-05 Blitz- und Überspannungsschutz
von Elektronischen Stellwerken.
[3] DIN EN 62305 (VDE 0185-305):2011-10
Blitzschutz.
[4] EN 50124-1 (VDE 0115-107-1):2006-04
Bahnanwendungen – Isolationskoordination
– Teil 1: Grundlegende Anforderungen –
Luft- und Kriechstrecken für alle elektri-
schen und elektronischen Betriebsmittel.
[5]
Wolff, G. K.:
Erhöhung der Systemverfüg-
barkeit von ESTW durch konsequentes Blitz-
und Überspannungs-Schutzkonzept.
11. Fachtagung der EBA-Sachverständigen,
03./04.02.2009 Fulda.
Q
›
Alle elektrischen Systeme der Bahnhofsinfrastruktur führen zum elektronischen
Stellwerk (hier im weißen Gebäude)
œ
Schematischer
Aufbau eines
elektronischen
Stellwerks mit
den einzelnen
Funktionsbereichen
sowie den
konzentriert in
die Peripherie
hinaus geführten
Systemkabeln
1...,30,31,32,33,34,35,36,37,38,39 41,42,43,44,45,46,47,48,49,50,...84
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