Univ.-Prof. Dr. Lutz Richter / Dipl.-Kffr. Stefanie Hontheim, beide Trier
Double Irish with a Dutch Sandwich:
Pikante Steuergestaltung der US-Konzerne
– Zugleich Anm. zu den Gegensteuerungsmaßnahmen supranationaler Organisationen –
u
DB0592453
I. Einleitung
Die Konzernstrukturen, Jahresabschlu¨sse und Steuerabgaben der
multinationalen Konzerne Google und Apple lassen darauf
schließen, dass beide – so wie andere immaterialgu¨terreiche Un-
ternehmen
1
– das Steuermodell „Double Irish“, kombiniert mit
einem „Dutch Sandwich“, perfektionieren
2
.
Apple
gilt dabei als
Pionier dieser Steuergestaltung
3
. So untersuchte
Sullivan
die effek-
tiven Steuersa¨tze der Jahre 1998–2010 jenes Konzerns, indem er
die Ho¨he der abgefu¨hrten Steuern in Relation zur Ho¨he der un-
versteuerten Gewinne setzte. Hieraus resultieren die in Abb. 1
4
dargelegten effektiven Steuersa¨tze auf die Welt- bzw. Auslands-
einkommen der jeweiligen Jahre.
Geeignet fu¨r das Steuermodell sind insbesondere
Unterneh-
men der Informationstechnologiebranche mit hohem geistigen Eigen-
tum
, denn Immaterialgu¨terrechte lassen sich entgegen materiel-
len Gu¨tern (z. B. Automobilbranche) ohne logistischen Auf-
wand auf verschiedene Unternehmen innerhalb des Konzerns
verlagern. Mit Apple als Spitzenreiter fu¨hren die immaterial-
gu¨terreichen Unternehmen den Steuerminimierungswettbewerb
an. Dies verdeutlicht die Aufstellung von
Sullivan
(vgl. Abb. 2
5
),
der die effektiven Steuerbelastungen des Jahres 2010 ausgewa¨hl-
ter US-Konzerne aus verschiedenen Branchen miteinander ver-
glich.
Im
geographischen Zentrum
der Steuerstrategie liegt
Irland
,
das nicht nur angesichts eines vergleichsweise geringen allgemei-
nen KSt-Satzes von 12,5%
6
als attraktiver Unternehmensstand-
ort erscheint. Vielmehr la¨sst sich die niedrige Steuerbelastung
durch den Einbezug weiterer Unternehmen mit internationalem
Bezug in die Konzernstruktur zusa¨tzlich mindern. Welcher „Zu-
taten“ es schließlich im Speziellen bedarf, wird nachfolgend auf-
gezeigt.
Univ.-Prof. Dr. Lutz Richter
ist Inhaber der Professur fu¨r Betriebs-
wirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre
und Unternehmensrechnung, an der Universita¨t Trier; Dipl.-Kffr.
Stefanie Hontheim
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am selben
Lehrstuhl.
1 U. a. sollen sich auch Microsoft und Facebook dieser Steuergestaltung be-
dienen.
2 Jenes Modell steht nur exemplarisch fu¨r Steuergestaltungen der US-Groß-
konzerne. Zur „Building-Blocks“-Strategie, der sich insbesondere Produk-
tionsunternehmen (u. a. Apple) bedienen, vgl.
Kang/Ngo
, Tech Untaxed:
Tax Avoidance in Silicon Valley, and How America’s Richest Company Pays a
Lower Tax Rate than You Do, 2012 p. 14.
3 Vgl.
Duhigg/Kocieniewski
, NYT vom 28. 4. 2012,
/
29/business/apples-tax-strategy-aims-at-low-tax-states-and-nations.html?
pagewanted=all&_r=1& [letzter Abruf: 15. 5. 2013].
4 Vgl.
Sullivan
, TNI 2011 p. 399 (402).
5 Vgl.
Sullivan
, TNI 2012 p. 655.
6 Vgl. Sec. 21 (1) (f) Taxes Consolidation Act 1997. Das irische Steuerrecht
unterwirft Einku¨nfte aus gewerblicher Ta¨tigkeit (
trading income
, vgl. zur
Definition des Begriffs
trade
Sec. 3 (1) Taxes Consolidation Act 1997) einem
Ko¨rperschaftsteuersatz von 12,5%, wa¨hrend passive Einku¨nfte (
non-trading
income
) einem Steuersatz von 25% unterliegen. Vgl. hierzu eingehend
Cun-
niffe/Drenckhan
, IStR 2004 S. 334;
Hoffmann
, Die Besteuerung von Kapital-
gesellschaften und ihren Anteilseignern in Irland im Vergleich zu Deutsch-
land, 2005, S. 100.
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Steuerrecht
DER BETRIEB | Nr. 23 | 7. 6. 2013